Blasformen

– gehört zu den Standardverfahren zur Herstellung von Kunststoffhohlkörpern technischer Formteile (Kanister, Kraftstofftanks, Luftführungen im Kraftfahrzeug etc.) und dem Verpackungsbereich (insbesondere Kunststoffflaschen und -dosen etc.).

Bei diesem Verfahren wird der im Extruder aufgeschmolzene Kunststoff als Schlauch, dem sogenannten Vorformling, extrudiert und mittels Druckluft in eine Hohlform hinein aufgeblasen. Das Material erstarrt an der gekühlten Wand der Kavität und der Artikel kann entnommen werden. Trotz des großen möglichen Einsatzfeldes für Biokunststoffe im Blasformen liegen für ihren Einsatz bisher nur wenige Erfahrungen vor. Eine einfache Substitution eines konventionellen Materials durch einen Biokunststoff ist in der Regel nicht möglich, da eine spezifische Anpassung von Maschinen- und Prozessparametern (Temperaturführung etc.) notwendig ist.

Materialien

Bei den im Kapitel Extrusionsblasformen untersuchten Biokunststoffen handelt es sich um kommerziell erhältliche Materialien mit entsprechender Marktrelevanz. Die untersuchten Materialien sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Tabelle 1: Verwendete Materialien
Materialklasse Hersteller Typ
Bio-PE Braskem GreenPE SFG 4950
Bio-PE Compound FKuR Terralene LL 1303
Cellulose Blend FKuR Biograde 9550
PA 4.10 DSM EcoPaXX Q170E
PA 4.10 DSM EcoPaXX Q-X07633
PBAT+PLA BASF Ecovio F Blend C2224
PBAT+PLA BASF Ecovio FS 2224
PBAT+PLA BASF Ecovio T2308
PLA NatureWorks Ingeo 4043D
PLA NatureWorks Ingeo 4060D
PLA-Blend FKuR Bio-Flex F 6510
TPS-Blend Novamont Mater-Bi CF06A
TPS-Blend Novamont Mater-Bi DI01A
TPS-Blend Novamont Mater-Bi EF05B
TPS-Blend Novamont Mater-Bi EF05S

Extrusionsverhalten

Eine Bewertung der grundlegenden Eigenschaften und eine Einstufung, ob ein Material grundsätzlich für das Blasformen geeignet ist, erfolgt anhand von standardisierten Versuchen auf einer Laborblasformmaschine sowie an einem Laborextruder. Im Mittelpunkt steht die Bildung des Vorformlings. Dieser ist die wesentliche Eingangsgröße für den Aufblasvorgang und damit entscheidend für die Eigenschaften des ausgeformten Artikels. Zentrale Parameter sind die Schmelzesteifigkeit (Dehnviskosität) sowie das Schwell- und Auslängverhalten. Die Versuche geben Hinweise auf das zu erwartende Verarbeitungstemperatur- und Verarbeitungszeitfenster und damit auch auf die notwendige Maschinenausstattung. Viele niedrigviskose Werkstoffe erfordern den Einsatz eines Speicherkopfes, da damit die Verarbeitungszeiten deutlich kürzer als bei der kontinuierlichen Extrusion sind.

Vorformlingsbildung im Extrusionsversuch
Abbildung 1: Vorformlingsbildung im Extrusionsversuch

Produktionsversuche

Für geeignete Materialien wurden weitergehende Produktversuche auf einer Serien-Produktionsanlage durchgeführt. Ziel war es, den Blasformprozess zu optimieren und die wesentlichen Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften an ausgewählten Artikeln zu ermitteln. Dabei sind Verarbeitungsparameter für einige Biokunststoffe zusammengefasst worden. Es ließen sich von vier TPS-Blends drei eingeschränkt und eins überhaupt nicht verarbeiten. Die Verarbeitungstemperaturen im Blasformen liegen in der Regel unter den Temperaturen beim Spritzgießen. Es wird eine ausreichende Schmelzesteifigkeit benötigt, allerdings kann eine zu hohe Steifigkeit während des Aufblasprozesses zur Rissbildung führen. Einige Werkstoffe können daher nur mit einem Speicherkopf gefertigt werden. Hierbei wird die Schmelze zunächst in einen ringförmigen Speicherraum gefördert und anschließend mit relativ hoher Geschwindigkeit ausgestoßen. Der Einsatz eines Speicherkopfes ist dann notwendig, wenn die Schmelzesteifigkeit zu gering ist. Durch den kurzen Zeitraum zwischen Vorformlingsextrusion („Ausstoßen“) und dem Aufblasvorgang wird ein Auslängen und ggf. Abreißen des Vorformlings vermieden. Außerdem sollte ein Speicherkopf zum Einsatz kommen, wenn das Material sehr schnell, d. h. in einem zu engen Temperaturfenster erstarrt und damit nicht mehr ausformbar ist. Die Bewertung des Verarbeitungsverhaltens der untersuchten Biokunststoffe ist in Tabelle 2 aufgeführt.

Grundsätzliche Blasformfähigkeit und Verarbeitungsparameter ausgewählter Biopolymere
Tabelle 2: Grundsätzliche Blasformfähigkeit und Verarbeitungsparameter ausgewählter Biopolymere

Zusammenfassung

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich die Verarbeitungsparameter und auch die notwendigen Anpassungen des Extrusionsblasformprozesses für Biokunststoffe im Rahmen der auch für konventionelle Kunststoffe notwendigen Anforderungen liegen (z. B. Substitution eines Polyolefin durch ein Copolyester). Allerdings gibt es in der Gruppe der Biokunststoffe wenige Materialtypen, die bzgl. des Blasformprozesses optimiert wurden. Bei fast allen untersuchten Materialien handelt es sich um Folien- oder Extrusionstypen. Hier sind die Materialhersteller gefordert, Anpassungen durchzuführen und anzubieten. Dann steht dem Extrusionsblasformen von Biokunststoffen nichts entgegen.

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