Plastifizierleistung

Am Anfang jedes Spritzgießvorgangs steht der Materialeinzug für den folgenden Materialeintrag in die Maschine, der durch Granulatgröße und -geometrie beeinflusst wird. Hinsichtlich der Plastifizierleistung hat die Massetemperatur und die Viskosität maßgeblichen Einfluss auf die erzielbare Zykluszeit und sollte daher innerhalb der Restkühlzeit des vorherigen Formlings erfolgt sein.

Plastifizierleistung von Biokunststoffen
Abbildung 1: Plastifizierleistung von Biokunststoffen

Ein langsamer Materialeinzug sorgt für Prozessverzögerungen und führt zu unwirtschaftlichen Produktionskosten. Die hier untersuchten Biokunststoffe weisen, verglichen mit etablierten herkömmlichen petrochemischen Kunststoffen, eine gute bis ausreichende Plastifizierleistung auf. Zu beachten ist jedoch, dass die Prozesstemperaturen eine entscheidende Rolle für die optimale Verarbeitung spielen. Hier sind die Plastifizierleistung in Abhängigkeit zur Masse temperatur sowie die durch DSC-Analysen (Differential-Scanning Calorimeter) ermittelten Temperaturempfehlungen der untersuchten Materialien aufgeführt. Als grober Richtwert liegt die Verarbeitungstemperatur ca. 30–40 °C über der Schmelztemperatur und die Werkzeugtemperatur ca. 30 °C unterhalb der Glasübergangstemperatur TG.

Temperaturempfehlungen für die Verarbeitung

Tabelle 1: Temperaturempfehlungen für die Verarbeitung
Methode: DSC/Prüfgerät: Mettler DSC822e/Norm: IEC 1006
Typ TG [°C] TS [°C] Empfehlung
TVerarbeitung [°C]
Empfehlung
TWerkzeug [°C]
Ingeo 3251D 59 164 200 30
Ingeo 6202D 59 166 200 30
Revode 190 58 174 200 30
Bionnolle 1020MD 44 113 180 30
Vestamid Terra HS16 119 223 250 80

Ist das Material plastifiziert und auf die richtige Verarbeitungstemperatur gebracht worden, erfolgt der Einspritzvorgang. Die rheologischen Eigenschaften (Fließeigenschaften) der untersuchten Biokunststoffe sind dabei vergleichbar mit denen erdölbasierter Kunststoffe. Nachdem der Einspritzvorgang abgeschlossen ist, beginnt der Abkühlprozess des Materials im Werkzeug, der mittels der Siegelzeit („Erstarrungszeit“) beschrieben werden kann. Die Siegelzeit hängt stark von der vorliegenden Massetemperatur sowie dem Erstarrungsverhalten der Werkstoffe selbst ab und hat, wie auch die Plastifizierleistung, maßgeblichen Einfluss auf die realisierbaren Zykluszeiten.

Siegelzeiten von Biokunststoffen
Abbildung 2: Siegelzeiten von Biokunststoffen

Die untersuchten Biokunststoffe liegen, mit Ausnahme des PBS, in einem als akzeptabel zu bewertenden Bereich. Die untersuchten Biokunststoffe schneiden hier nur geringfügig schlechter als der Durchschnitt der etablierten Massenkunststoffe ab.

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